Wir hatten ja keine Ahnung – 4 große Fertighaus-Irrtümer
Ich bin kein großer Fan von Weisheiten, aber eine ist mir im Laufe des Hausbaus immer wieder erzählt worden: “Das erste Haus baust du für deine Schwiegermutter. Das zweite für deinen Freund. Das dritte baust du für dich.” Mittlerweile hab ich meinen Tätowierer gebeten, mir diesen Spruch auf die Handinnenflächen zu kritzeln. Denn eines steht jetzt schon fest: Wenn ich zurück in die Vergangenheit reisen könnte, dann hätte ich Einiges anders und einige Fehler gar nicht erst gemacht. Welche Fertighaus Irrtümer auch euch unterlaufen können, das erfahrt ihr hier.
Irrtum 1: “Ein Fertighaus zu bauen, ist entspannt.”
Ein Fertighaus hat sicherlich einige Vorteile. Aber der Name ist äußerst irreführend. Denn ein Haus mit vorgeFERTIGten Wänden ist noch lange keine fertiges Haus. Es ist und bleibt ein Hausbau. Und wo eine Hausbau ist, wird es auch Chaos geben. Alles andere ist Quark. Denn obwohl das Haus innerhalb von ein bis drei Tagen steht, passiert davor, danach und manchmal auch während des Stelltermins noch so viel, dass du sicher sein kannst, es mit einer echten Baustelle zu tun zu haben.
Du wirst Gewerke koordinieren müssen, weil Parteien nicht miteinander reden. Du musst dich mit Dingen beschäftigen, die du nicht verstehst, um wieder andere Dinge zu entscheiden. Du wirst viele Mails schreiben, weil du Sachen festhalten willst. Das Rechnungenprüfen ist sowieso obligatorisch. Und. Und. Und.
So machst du alles richtg: Nimm dir am besten einen halben Tag pro Woche frei. Noch besser: einen ganzen Tag. Beginne damit zwei Monate vor dem Stelltermin und hör erst dann auf, wenn du eingezogen bist. Klingt nach viel, ist aber wenig. Glaub mir, du wirst genug zu tun haben.
Irrtum 2: “Beim Fertighaus geht weniger schief.”
“Oh mein Gott, es regnet rein!” – “Ach du Scheiße, da ist ein Loch in der Wand!” – “Wieso dauert das so lange?!” – “Wieso ging das so schnell?” Jemand, der das erste Mal auf einer Baustelle rumläuft, kann nicht viel Ahnung haben und wird ziemlich hysterisch reagieren (meine Frau etwas mehr als ich). Schließlich will man, dass alles gut – nein – bestens läuft und man in fünf oder zehn Jahren keine Baumängel vor sich hat, die ins Geld gehen.
Doch, was ist ein Mangel – und wenn ja wie viele? Dinge, die für den Laien nach Pfusch aussehen, können perfekt ausgeführt sein. Und umgekehrt: Stellen, die einem Amateur nicht auffallen, können gravierende Baumängel sein. Egal, ob du ein Typ bist, der den Bau vom Büro aus verfolgt oder jemand, der dem Bauarbeiter das Händchen hält – fest steht, dass du dir immer eine zweite oder dritte Meinung einholen solltest. Insbesondere wenn du selbst skeptisch bist. Aber auch dann, wenn du denkst, dass alles gut lief.
So machst du alles richtg: Vertrauen ist schlecht, Kontrolle ist okay, aber gut ist nur ein Bausachverständiger. Hier ein kleiner Merksatz: HOL. IHN. DAZU. Spätestens zur finalen Abnahme deines Hauses. Das kostet Tausend Euro, vielleicht auch drei oder vier Tausend. Aber Baumängel kosten noch mehr, besonders wenn sie nach der Garantiezeit auftauchen. Manche Fertighausanbieter haben bereits im Werkvertrag ein optionales Baucontrolling im Angebot, das zur Hälfte mitfinanziert wird. Du kannst dich ja mal hier beim TÜV Rheinland erkundigen. Lass dich nicht von dem Bild der Großbaustelle auf der Website abschrecken, die Leute dort sind mega nett und helfen dir auch bei deinen vier Wänden weiter.
Irrtum 3: “Die Bodenplatte ist nicht so wichtig.”
Hier habe ich länger an der Formulierung gesessen. Eigentlich müsste es heißen: “Achsohoho, die Fertighausfirma macht überhaupt nicht die Bodenplatte! Wird schon kein Problem sein.” Das war es aber. Also bei uns. In vielerlei Hinsicht. Unser Bodenplattenbauer ist toll, versteht das nicht falsch, aber ich hätte ein paar Stirnfalten weniger, wenn unsere Fertighausfirma die Bodenplatte gleich mitgemacht hätte.
Warum das so ist: Ein Fertighaus besteht im Kern aus zwei Puzzlestücken. Dem eigentlichen Fertighausteilen (mit Dach) und der Bodenplatte (grob vereinfacht!). Und wenn die nicht zueinander passen, dann wird es kompliziert. Hier müssen die Maße stimmen und die ganzen Abläufe und Zuläufe zum Haus und so weiter. Ich werd’ mal irgendwann eine Liste machen, welcher Anbieter die mitmacht.
So machst du alles richtig: Ganz ehrlich, komm ja nicht auf die Idee, selbst nach einem Bodenplattenbauer zu suchen. Kannst du machen, ist dann halt Kacke (weil viel Arbeit, weil viele Fehler passieren können, weil sich vielleicht alles verzögert, wenn nicht alles gut läuft, und deshalb auch günstiger). Greif stattdessen auf einen Fertighausbauer zurück, der gleich einen Bodenplattenbauer mit im Boot hat.
Irrtum 4: “Beim Fertighaus sind die Kosten überschaubar.”
Jetzt hab ich gleich ein paar Droh-E-Mails im Postfach. Doch es ist so: Den eigentlichen Vorteil von Fertighäusern sollte man nicht überbewerten. Nämlich denjenigen der vollen Kostenkontrolle. Bei uns trudelten noch Monate nach Fertigstellung Rechnungen ein, die wir so nicht auf dem Schirm hatten. Ein großer Batzen sind hier die Baunebenkosten: Straßensperre, Entwässerung, Anschlusskosten bei Wasserwerken/Stromversorger – wusstet ihr, dass der Spritzschutz rund ums Haus auch nochmal ein paar Tausend Euro kostet?
So machst du alles richtig: Gib nicht alles Geld aus, was du hast. Denn es wird höchstwahrscheinlich trotz aller Preisgarantien deines Hausbauers Überraschungen geben. Zwar kannst du bei den Banken nachfinanzieren, aber da gibt es dann noch einen Zinsaufschlag, und die Monatsrate wird dadurch höher. Also lieber an ein paar Dingen sparen oder selber machen. Wie genau das geht, schreibe ich hier: http://www.fertighausklaus.de/6-tipps-fertighaus-kosten-sparen/
Alles klar? Ist dir schwindelig? Keine Sorge, das geht spätestens dann vorbei, wenn du in deinem Haus wohnst. 😉